GEOTHERMIE

SITUATION DER BRANCHE

Die geothermische Nachnutzung ehemaliger Erdöl- und Erdgasbohrungen, die in Niedersachsen zahlreich vorhanden sind, kann eine Möglichkeit für die Entwicklung und Umsetzung wirtschaftlich tragfähiger Geothermieprojekte bieten. Diese gilt es pauschal vor der Verfüllung auf geothermische Potenziale zu prüfen. Einmal verfüllt besteht keinerlei Option für eine Nachnutzung mehr. Ebenso existieren im gesamten Niedersachsen auch Potenziale für die oberflächennahe Erdwärmenutzung. Mit Anbindung an eine Wärmepumpe kann mit dieser Technologie flächig eine nachhaltige, individuelle Wärmeversorgung realisiert werden, insbesondere im ländlichen Raum.

Zur Wärmeversorgung von Häusern wird in Niedersachsen die oberflächennahe Geothermie (z. B. über
Erdwärmekollektoren oder Erdwärmesonden) bereits vielfach genutzt. Insgesamt sind in Niedersachsen mehr
als 18.800 oberflächennahe Erdwärmeanlagen installiert. Tiefengeothermie-Projekte (Bohrtiefe > 400 m) sind bisher in Niedersachsen noch nicht umgesetzt.

 

In Niedersachsen konnte im Jahr 2021 der Anteil an Wärmepumpen auf immerhin knapp 46 % gesteigert werden, nachdem er im Jahr 2020 noch bei lediglich 32 % lag. Der Anteil der mit elektrischer Wärmepumpen beheizten Wohnungen im Land Bremen liegt bei 1,6 %.

„Wir werden die Erforschung, Erprobung und Nutzung der Tiefengeothermie unterstützen,“ sagt der niedersächsische Koalitionsvertrag. Auch landespolitisch wurde also das Potenzial der Nachnutzung existierender Bohrungen oder neue Bohrungen der Tiefengeothermie erkannt. Bereits vorbereitete Projekte gilt es, hier schnell zu unterstützen und zu ermöglichen, um diese zu Leuchtturmumsetzungen zu gestalten.

Deutschlandweit waren 2020 lediglich 42 durch Tiefengeothermie gespeiste Heiz-, Kraft- oder Heizkraftwerke im Einsatz, mit einer Gesamtleistung von 360 Megawatt. Durch die Verschärfung der Energiekrise insbesondere in der Wärmebereitstellung nimmt diese Technologie aktuell stark an Dynamik auf. Dies gilt es nun politisch zu begleiten und zu unterstützen.

Ein erhebliches Hemmnis in Projekten der Tiefengeothermie sind die verhältnismäßig hohen Investitionskosten sowie bestehende Fündigkeitsrisiken. Um die Machbarkeit vieler weiterer Bohrlöcher zu prüfen, müssen politische (Teil-)Absicherungen des Risikos erfolgen. In der oberflächennahen Geothermie bestehen diese Konflikte weniger, hier sind allerdings auch stets genehmigungsrechtliche Fragen und Probleme zu klären.

Die Landesregierung bekennt sich zur verstärkten Nutzung und Erprobung von Tiefengeothermie. Auch in der verpflichtenden kommunalen Wärmeplanung wird die Geothermie eine Rolle spielen. Um die Zahl der Wärmepumpen in Niedersachsen zu steigern, hat die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen eine Wärmepumpeninitiative gestartet, dies betrifft auch die Kombination aus Wärmepumpe und Geothermie.

Die Bundesregierung will das Potenzial der Geothermie für die Energieversorgung, u. a. durch Verbesserung der Datenlagen und Prüfung einer Fündigkeitsrisikoversicherung, stärker nutzen. Zudem wurde ein Geothermie-Erschließungsgesetz angekündigt, welches den Hochlauf und die Absicherung eben dieser Branche gewährleisten soll. Die Energiekrise und die notwendige Dekarbonisierung machen die Nutzung jeder Energietechnologie notwendig, dies wird zunehmend auch in der politischen Agenda erkannt. Hier müssen weitere Maßnahmen der Forschung und Projektunterstützung folgen.