Rückbau im Biogasanlagenpark beginnt – auch in Niedersachsen

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Foto: pixabay

Ausbau nahezu zum Stillstand gekommen – wachsender Rückbau befürchtet

Obwohl die installierte elektrische Leistung des deutschen Biogasanlagenparks im vergangenen Jahr erstmals die Marke von 5.000 Megawatt erreicht hat, sieht die Prognose für 2020 nicht gut aus. In seinen heute veröffentlichten Branchenzahlen geht der Fachverband Biogas e.V. von einem Rückbau im Anlagenbestand aus und damit auch von einer Reduzierung der aus Biogas erzeugten Strommenge. Auch Niedersachsen ist davon betroffen.

„In Niedersachsen sorgt die Biogasbranche für eine verlässliche und speicherbare regenerative Energieversorgung“, sagt Silke Weyberg, LEE-Geschäftsführerin, mit Blick auf die Vorstellung der Biogas-Branchenzahlen im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz am 23. Juli. „Der Fachverband Biogas prognostiziert, dass faktisch der Rückbau der Biogasanlagen-Kapazität beginnt, und das zeichnet sich auch bei uns hier in Niedersachsen ab.“

In Niedersachsen werden 1.689 Anlagen im Jahr 2019 verzeichnet, was trotz einiger Stilllegungen einen Netto-Zubau von 18 Anlagen bedeutet im Vergleich zum Vorjahr. Für 2020 erwar-ten der Fachverband Biogas und der LEE hingegen erstmals seit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) einen signifikanten Rückgang im Anlagenbestand und auch in der Strom- und Wärmebereitstellung. Darüber hinaus deutet sich ein sinkender Zubau flexibler Leistung an.

„Die Biogasbranche steht an einem Kipppunkt – in Niedersachen ebenso wie in ganz Deutschland“, warnt Silke Weyberg. In den nächsten Jahren werden viele Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarem Strom nach 20 Jahren aus dem EEG fallen. „Wir verlieren hier funktionstüchtige Anlagen, in denen zwei Jahrzehnte Know-how und technische Innovation stecken. In Niedersachsen ist Biogas nach Wind die zweitwichtigste Erneuerbare Energie“, fügt Weyberg hinzu.

Darüber hinaus steht auch die Klimaschutzleistung der Branche auf dem Spiel: In Deutschland vermeiden Biogasanlagen aktuell pro Jahr über 20 Millionen Tonnen CO2. Ebenso geraten zahlreiche Wärmekonzepte, die an den Biogasanlagen hängen, in Gefahr. Das trifft vor allem den ländlichen Raum, wo auch in Niedersachsen ganze Ortschaften mit Biogaswärme beheizt werden, ebenso wie Schulen, Turnhallen oder Seniorenheime.

Hauptproblem ist die fehlende Einsatzperspektive. Biogasanlagen können volatile Stromerzeugung ausgleichen. Dafür braucht es aber Marktperspektiven. Auch im Bereich Mobilität, insbesondere im Schwerlastbereich und in der maritimen Wirtschaft, gibt es interessante Einsatzperspektiven. Diese müssen genauso angereizt werden wie die verstärkte Güllevergärung. „Hier wünschen wir uns Niedersachsen als Vorreiter“, so Weyberg.

Deshalb fordert der LEE, der die Mitglieder des Fachverbandes Biogas in Niedersachsen vertritt, schnellstmöglich eine Stabilisierung und Weiterentwicklung des Anlagenbestandes über die Anpassung der Ausschreibungsvolumina und der Ausschreibungsverfahren, außerdem eine Weiterentwicklung der Sondervergütungsklasse für Güllevergärungsanlagen sowie die Abschaffung des Flex-Deckels im EEG.

„Bei der im Herbst geplanten EEG-Novelle muss sich die Landesregierung dafür stark machen, dass in Berlin eine klare Entscheidung für eine verlässliche, erneuerbare Energieversorgung und einen starke inländische Biogasindustrie getroffen wird“, schließt Silke Weyberg.

LEE-PM 18/2020

Download Biogas Branchenzahlen 2019 – Prognose 2020